
Das untrügliche Kennzeichen eines Christen ist die große, echte und praktische Liebe zu allen Menschen. – Wer behauptet das? Jesus Christus selbst: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Johannes 13.35
Wer den Nächsten liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: „Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, kein falsches Zeugnis ablegen, nicht begehren“ sowie jedes andere Gebot sind in dem einem eingeschlossen: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu. Darum ist in der Liebe das ganze Gesetz erfüllt.
Die Nächstenliebe muss das tägliche Leben eines Christen durchdringen und verklären, d.h. sie muss in Allem sichtbar werden, was er tut; sie muss heilend, tröstend und aufrichtig auf die Herzen der Menschen wirken. Menschen, die daran sind zu verzagen und zu verzweifeln, müssen durch liebende Menschen wieder lernen, an einen liebenden Gott zu glauben. Aller Hass und Neid und alle Gegensätze zwischen den Völkern und Nationen können nicht durch Gewaltmittel wie Waffen und dergleichen überwunden und beseitigt werden, sondern nur durch die göttlich gewirkte Liebe und gegenseitiges Verständnis.
Oberlin, ein evangelischer Pfarrer (1740-1826), berichtet aus seinen Jugenderinnerungen: Ich machte mich einmal im kalten Winter von Straßburg auf eine mehrstündige Fußwanderung. Vor Hunger und Anstrengung ermüdet, setzte ich mich unterwegs in den Schnee und fiel bald in einen Schlaf. Plötzlich fühlte ich mich von starken Armen gefasst, auf einen Wagen gehoben und wurde wohlbehalten im nächsten Dorf abgesetzt. Ein Fuhrmann hatte mir das Leben gerettet. Ich dankte ihm herzlich und wollte ihm Geld geben, aber er wies es zurück. „So sagt mir wenigstens euren Namen“, bat ich.
Darauf antwortete er mir: „Ich sehe, dass Sie ein Geistlicher sind. Sagen Sie mir: Wie hieß denn der barmherzige Samariter?“ Darauf hatte ich keine Antwort. – Am Schluss des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter sagte Jesus: „Gehe hin und tue desgleichen!“ Lukas 10:37
Wenn Christus in uns lebt, führt er uns in seine Liebe und durch unser Leben, durch alle Zeiten. Durch Leid und Not, durch Tod und Todesgrauen zu dem Ziel der lebendigen Hoffnung. Dorthin, wo die Strahlen der Sonne leuchten, dem himmlischen Jerusalem.
Alle Wasser fließen ins Meer und doch wird es nicht voll. Je mehr wir lieben, desto froher werden wir. Der Wert deines Lebens zeigt sich darin, wieviel Liebe du gegeben hast.