Liebe Gemeinde,

ich durfte am 04.06.2023 die wichtigste Entscheidung meines Lebens treffen. An diesem Tag habe ich all den Ballast aus meinem alten, sündigen Leben zu Jesus ans Kreuz gebracht. Nun bin auch ich endlich eine so glückliche Königstochter.

Besonders dankbar bin ich Gott für die so gütige, liebevolle Art und Weise, wie er an mein Herz geklopft hat.

Zu seiner Ehre möchte ich euch heute recht offen von meinem ganz persönlichen Weg bis hin zu meiner Bekehrung erzählen.

In Prediger 2,1 heißt es: „Ich will es mit den Freuden des Lebens versuchen und herausfinden, was sie zu bieten haben! Doch ich merkte, dass auch dies vergeblich ist und keine Erfüllung bringt.“

Diese Stelle beschreibt mein bisheriges Leben sehr gut. Denn auch ich war neugierig, wollte diese Welt von ihren schönsten und spaßigsten Seiten kennen lernen, möglichst wenig fremdgesetzte Grenzen akzeptieren und mir hier und da einen Lebenstraum nach dem anderen erfüllen. Im Grunde genommen war mein oberstes Ziel, mich selbst glücklich zu machen.

Und liebe Gemeinde, besonders in meiner Jugendzeit habe ich die sogenannten Freuden der Welt durchaus kennen und für eine gewisse Zeit lieben gelernt. Es gab z.B. Wochenenden, da war ich samstags in der Jugendstunde, danach in der Disco und saß sonntags wieder im Gottesdienst. Und das war nicht das einzige… Was für eine Heuchelei, das wusste ich, aber ich war weder bereit mich gänzlich für den schmalen Weg, noch für den breiten Weg zu entscheiden. Wobei ich es doch auf diese Weise längst getan hatte…

Und als ich gerade anfing, dies und jenes auszuprobieren und mich immer weiter weg von Gott entfernte, verliebte ich mich Hals über Kopf an einem Pfingstfest in meinen heutigen Ehemann.

Keine Frage, an dieser durchaus entscheidenden Kreuzung meines Lebens übte Rudi einen guten Einfluss auf mich aus, denn ich fing an mich nach und nach zu verändern, wurde deutlich konservativer. Heute bin ich doppelt dankbar dafür, denn wer weiß wie weit ich heute von Gott entfernt wäre, wenn ich damals einen anderen Ehemann gewählt hätte. Langsam fange ich an diesen weisen Spruch zu verstehen: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. So viel unverdiente Gnade und Bewahrung.

Der darauffolgende etwas veränderte Lebenswandel machte mich allerdings noch immer nicht zum Kind Gottes, das wusste ich sehr wohl.

Und obwohl ich in den letzten Jahren tatsächlich hier und da mal von einer Predigt oder einem Zeugnis wirklich angesprochen war, wurde ich zur Meisterin der Verdrängung, Ablenkung und Aufschiebung.

Ich schäme mich heute regelrecht dafür, wie bewusst ich meine Prioritäten und Planungen des Alltags dahingehend gestaltete, als dass es immer etwas Wichtigeres gab, als mich mit meinem Verhältnis zu Gott zu beschäftigen.

Und irgendwann hatte ich doch objektiv betrachtet so ein erfülltes Leben: Ich bin gesund, habe einen Beruf erlernt, der mir Spaß macht, schon recht früh durfte ich die Liebe meines Lebens finden und mit Rudi mittlerweile zehn wirklich glückliche Ehejahre verbringen. Wir haben zwei gesunde Kinder… Ich könnte die Liste noch eine ganze Weile fortführen. Aber ich denke ihr wisst, worauf ich hinauswill.

Ich war und bin mit meinem Leben so reich beschenkt.

Jedes Mal, wenn ich eine dieser oder anderer materiellen Gnadengaben erhielt, kam mir der Gedanke, so, jetzt habe ich doch eigentlich alles. Ein Lebenstraum nach dem anderen wurde erfüllt.

Aber nein, ich habe in den letzten Jahren immer mehr gemerkt, dass trotzdem irgendetwas fehlt.

So richtig begonnen hat Gottes Reden aber erst vor ca. 4 Jahren, in meiner ersten Schwangerschaft.

Mit Sicherheit kennen auch einige andere Eltern diese Schwangerschaftsapps, mit denen man verfolgen kann, wie sich das Baby in Mamas Bauch von Woche zu Woche auf so wundervolle Weise entwickelt. Ich kann mir zwar viele Dinge der Welt nicht erklären, aber dieses Baby, was in meinem Bauch wuchs und schließlich als kleines perfektes Mädchen auf die Welt kam, machte mir bewusst, dass dieses vollkommen genial erdachte Konzept der Entstehung und Entwicklung eines kleinen Babys kein Zufall und auch nicht von Menschenhand gemacht sein kann.

Und auch bei meiner zweiten Schwangerschaft ließ mich ein Gedanke nicht los: Wenn ich Gott als Schöpfer meiner Kinder, ja der ganzen Welt anerkenne – und das tat ich zweifelsohne – wie könnte ich den Rest der Bibel, speziell Jesus

riesiges Opfer am Kreuz und das damit verbundene Angebot eines ewigen Lebens ignorieren?

Und obwohl von einer Bekehrung noch längst nicht die Rede war, fing ich an, immer wieder für diese beiden Wunder in meinem Bauch zu beten.

Durch verschiedene Anstöße im Alltag und durch das Heranwachsen der Kinder tauchten mit der Zeit immer mehr Fragen in meinem Kopf auf: Wofür lebe ich auf dieser Welt? Was will ich erreichen? Welche Werte will ich meinen Kindern mitgeben? Worauf arbeite ich hin? Was wird mein Vermächtnis sein? Will ich wirklich all meine Zeit nutzen, um mir meine eigenen Wünsche zu erfüllen?

Nach und nach wurde ich mir meiner grenzenlosen Selbstbezogenheit bewusst. In den großen Fragen des Lebens, aber auch in kleinen Alltagssituationen mit meinem Mann oder den Kindern. Also fing ich an in christlichen Büchern und Predigten bei YouTube danach zu suchen, wie ich eine bessere Ehefrau und Mutter sein kann. Aber welche Überraschung: Sie alle zeigten auf, was in Matthäus 23,26 treffend zusammengefasst wird: „Sorgt erst einmal dafür, dass euer Leben mit Gott in Ordnung kommt! Dann wird auch alles andere in Ordnung kommen.“

An Silvester zog ich die Jahreslosung aus Matthäus 7,7: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“

Es war ein echter Gänsehautmoment, als ich das Kärtchen in den Händen hielt. Wie passend zu meiner Situation.

Doch wieder ließ ich Jesus mit seinen weit ausgestreckten Armen warten. Der Alltag trudelte ein und mir kamen immer mehr Gedanken der Selbstreflektion. Ich sah mich selbst immer mehr in einem anderen Licht, sah immer mehr Sünden und Fehler.

Doch jeder darauffolgende Versuch, meine schlechten Eigenschaften, wie Egoismus, Selbstsucht, Neid und Missgunst abzulegen, scheiterte.

In einem ganz besonderen Maße nutze Gott auch meine Mutterrolle, meine Kinder, um mich demütig werden zu lassen und mir meine Grenzen aufzuzeigen. In jeglicher Hinsicht. Das hohe notwendige Maß an Verantwortung, Selbstlosigkeit und Liebe um nicht einfach irgendeine, sondern eine gute Mutter und Ehefrau zu sein konnte ich nicht aus mir selbst schöpfen, egal wie ehrgeizig ich es versuchte.

Und so war die Enttäuschung über mich selbst und meinem Leben auf einmal ein ständiger Wegbegleiter.

Ich war richtig neidisch auf diese Mütter, die jeden Morgen neu ihre Kinder in Gottes Hände legen durften, die bei den vielen Sorgen und Unsicherheiten dieser Welt echten Trost, Verständnis und Anleitung durch Gott und sein Wort finden durften. Immer mehr wurde mir klar: Das wollte ich auch.

Also fing ich an, mir auch andere, vermehrt evangelistische Predigten anzuhören, kramte meine alte, mittlerweile recht verstaubte Bibel raus und lud mir eine Bibelapp herunter.

Und auf einmal berührte mich alles. Mein Herz war so durstig nach diesen Botschaften, nach diesem neuen Leben nach Jesu Vorbild. Ich erkannte mehr und mehr, wie viel Sünde ich mit meinen Taten, Worten und Gedanken bereits angesammelt hatte und tagtäglich neu produzierte.

Diese Neubewertung meiner Selbst war deshalb so erstaunlich, weil ich mich viele Jahre lang für gar keinen so schlechten Menschen hielt.

Nur wenige Sonntage habe ich ausgelassen, habe versucht, mich so gut es geht und solange es bequem war an die mir wohlbekannten Gebote zu halten und insgesamt einen passablen Charakter an den Tag zu legen.

Doch weitgefehlt ihr Lieben. Wie oft habe ich andere zu Unrecht verurteilt, habe gelästert, gelogen und vieles mehr. Es war irgendwann sehr anstrengend, den Schein zu wahren, denn innerlich sah es in mir ganz anders aus.

An manchen Sonntagen wusste ich ehrlich gesagt auch gar nicht, warum wir überhaupt zur Kirche gingen. Aus Gewohnheit? Wegen der lieben Menschen? Aus Pflichtgefühl? Es war dann manchmal mein Mann oder auch eine Stimme in mir, die sagte, doch du gehst.

Mich begleitete all die Jahre das Gefühl, ich dürfte mich nicht zu weit entfernen, damit ich nicht der verlorene Sohn aus dem Gleichnis bin, der so einen weiten Weg nachhause hatte. Woher kam das?

Nun ja, ein ganzes Leben lang gehe ich hier in diese Gemeinde, habe in der Kinder- und Jugendstunde gelernt, was falsch und richtig ist. Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, und habe von klein auf Gottes Wort kennengelernt. Noch vor meiner Geburt hat, zwar nicht nur, aber vor allem meine Mama, die mir übrigens ein riesiges Vorbild und Zeugnis in ihrem Gottdienen war und ist, über all die Jahre unaufhörlich für mich gebetet. Und

endlich hat Gott dieses treue Gebet erhört. Ich bin mir sicher auch hier sitzen Mütter, die seit Jahrzehnten für ihre Kinder beten und ich möchte euch einfach darin ermutigen, nicht aufzugeben. Ihr hättet diesen Freudenmoment erleben müssen, als ich meiner Mama nach fast dreißig Jahren erzählen durfte, dass ihr Gebet erhört wurde.

Und ich habe mich in Markus 4,12 so wiedergefunden. Dort heißt es: „Sie sehen, aber sie erkennen nicht; sie hören, aber sie verstehen es nicht.“

Oh wie viele Bekehrungen und Taufen habe ich gesehen, wie viele Zeugnisse und Predigten gehört. Aber ich wollte es nicht hören, mir fehlte der Mut und die Lust mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Und eines Abends las ich im Matthäus-Evangelium die Kapitel, in denen Jesus gekreuzigt wurde und… ich weiß nicht, wie viele hunderte Male ich diese Bibelstellen schon gehört habe in meinem Leben, aber auf einmal gingen sie mir mitten ins Herz.

Ich saß vor meiner Bibel und sah meine Sünden auf dem Kreuz, sah wie Jesus genau für mich gelitten hat. Und auf einmal ergab alles Sinn, die Tränen liefen und ich begann mich zu schämen für die vielen Jahre bewusster Ablehnung dieser riesigen Liebes- und Opfertat.

Ich könnte euch heute von unzähligen Situationen erzählen, in denen Gott mit den genau passenden Worten durch andere Menschen oder sein Wort zu mir geredet hat und mich damit Stück für Stück überzeugt hat, dass der schmale Weg nicht nur Verzicht, Verbote, Grenzen und unerreichbare Maßstäbe beinhaltet, wie ich es bisher dachte, sondern er zeigte mir auf, was ich alles gewinnen würde.

Nichtsdestotrotz hielt mich noch etwas von einer Bekehrung ab. Eines Abends in einem Gespräch mit meinem Mann versuchte ich dieses „etwas“ in Worte zu fassen und gemeinsam stellten wir fest, dass es im Wesentlichen drei Punkte waren, die mich zweifeln ließen.

Nun gut, innerlich betete ich kurz, dass Gott mir diese Zweifel doch bitte ausräumen solle und wir beließen es dabei.

Am nächsten Tag lasen wir abends zusammen in der Bibel – eine wundersame noch nicht oft umgesetzte Neuerung unserer Abendgestaltung wohlgemerkt. Ich war dran mit dem chronologischen Weiterlesen, doch ich kam nicht weit, meine Stimme fing an zu zittern und meine Augen füllten sich mit Tränen. Denn in nur einem kleinen Abschnitt wurden meine drei Gegenargumente widerlegt.

Alle drei auf einmal – innerhalb von ein paar Versen. Ich schaute Rudi an und fragte: Wie viele vermeintlichen Zufälle müssen noch passieren, damit ich Gottes Reden als solches anerkenne?

Drei thematisch nicht miteinander verbundene Ängste, am Vortag zum Glück laut geäußert, wurden am nächsten Tag zerschmettert. Wie laut soll Gott noch nach mir rufen, dachte ich.

Kurz danach fasste ich den Mut und schrieb Niko, der sich zum Glück kurzfristig die Zeit für ein Treffen nahm.

Ich bin in dieses Gespräch und schließlich zu Jesus ans Kreuz gegangen mit einem riesigen Rucksack voller Sünde, Sorgen, Ängste und Unsicherheiten.

Was dann geschah, beschreibt Psalm 32,5 sehr gut: „Da endlich gestand ich dir meine Sünde; mein Unrecht wollte ich nicht länger verschweigen. Ich sagte: „Ich will dem Herrn meine Vergehen bekennen!“ und wirklich: Du hast mir meine ganze Schuld vergeben.“

Direkt im Anschluss an mein Gebet um Vergebung fühlte ich mich von diesem riesigen Rucksack befreit und war auf einmal so dankbar, so frei. Ich wusste es sofort: Ab jetzt, heute und hier bin ich dein Kind, Herr. Nimm mein Leben in deine Hände, führe, leite und forme mich.

Zum Zeitpunkt dieses Zeugnisses ist meine Bekehrung gut einen Monat her. Und obwohl ich bildlich gesprochen erst ganz tapsige Gehversuche im Glaubensleben mache, bin ich überwältigt davon, wie unglaublich verändert ich mich fühle und wie viele Gebetserhörungen ich bereits erleben durfte. Die Bibel erschien mir vorher immer langweilig und Beten war ein bisschen wie Selbstgespräche führen.

Aber jetzt schöpfe ich eine unendliche Kraft und Weisheit für wirklich alle Lebenssituationen und Alltagsprobleme. Ich fühle mich angekommen, frei, väterlich geliebt, wertvoll und viel sorgloser. Ich darf nun alles, sei es noch so klein, vor Gott bringen und es in seine Hände legen und dabei zuschauen, wie er mein Leben und meine Prioritäten nach und nach neu ordnet.

Dafür bin ich Gott von ganzem Herzen dankbar.

Anita Grötzinger