Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben.
Johannes 16,23 – Monatsvers Mai
Der Kaufmann saß ernst und traurig in seinem Büro. Er hatte soeben seinen Fahrer entlassen. Seit einiger Zeit hatte Johann angefangen zu trinken und da alle Warnungen nicht halfen, wurde ihm gekündigt. Unter Tränen hatte er Besserung gelobt und war noch einmal begnadigt worden. Jetzt war er aufs Neue ins Trinken zurückgefallen und da musste er nun gehen – das stand felsenfest. Johann wusste das auch. Er war hinausgegangen, ohne ein Wort zu erwidern, aber mit Verzweiflung im Herzen. So steht er draußen im schneebedeckten Hof an die Mauer gelehnt, den Kopf voll schwerer Gedanken. In diesem Augenblick kommt der kleine Sohn des Kaufherrn an und tritt ihm langsam näher. Dann fasst er zutraulich seine Hand und sieht ihm fragend in die Augen. „Ja, mein lieber Junge“, sagt Johann, „dein Vater ist sehr böse auf mich.“ Und fast tonlos fährt er fort: „Ich habe sehr Unrecht getan und bin entlassen. Aber, wenn du ihn bätest, mir zu vergeben – vielleicht täte er es um deinetwillen, um seines lieben Sohnes willen.“ Wie ein Pfeil fliegt der Junge davon und eilt die Treppe zu Vaters Büro hinauf. Leise öffnet er die Tür und tritt langsam ein. Kaum aber sieht er den Blick des Vaters voll zärtlicher Liebe, als er auf ihn zueilt, sich auf seine Knie schwingt, die Arme um seinen Hals schlingt und ihm fest in die Augen blickt. Dann sagt er mit zitternder Stimme: „Vater, Johann schickt mich zu dir. Er steht draußen und weint. Ich soll dich bitten, ihm um meinetwillen zu vergeben.“ Der Kaufmann schweigt. Einige Augenblicke kämpft es in seinen Zügen. Er küsst den Kleinen, während ihm die Tränen über die Wangen laufen und erwidert mit ernstem, aber freundlichem Ton: „Hat er das gesagt, mein Sohn? – Ja, ich will ihm gern vergeben. Geh hin und sage ihm, weil du für ihn gebeten hast, will ich ihn behalten; er soll bleiben. Ich will ihm alles vergeben.“ Nach einer Pause fügt er hinzu: „Aber trinken darf er nicht wieder!“ Jubelnd springt der Junge davon. Der Kaufherr aber faltet still die Hände wie zum Gebet: „Nun versteh ich es, was es heißt: ‚So haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist‘ (1. Johannes 2,1).
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