Diese Frage war heute das Thema in der Morgenandacht im Radio, und gleich danach in den Nachrichten waren es dann wieder Themen wie Chancengleichheit für Kinder aus Hartz IV Familien, Langzeitarbeitslosigkeit und Integrationsprobleme von Menschen mit Migrationshintergrund. Irgendwie hat mich dieser Gedanke nicht mehr losgelassen. Gibt es da nicht einen Zusammenhang, ja, kommt dieser so alten Frage aus der Bibel da nicht eine besondere Bedeutung zu?
Was denken wir denn über Menschen die in schwierigen Verhältnissen leben müssen, aus Problemgruppen kommen oder die vielleicht im falschen Viertel unserer Stadt wohnen? Geht uns da nicht manchmal ähnliches durch den Kopf, und wir stellen uns die Frage – „Was kann da Gutes kommen?“?
Jesus Christus, der Sohn Gottes, wurde zwar in Bethlehem geboren, wuchs aber in Nazareth auf.
ER kam aus dieser Stadt. Nathanal, der vor über 2000 Jahren diese Frage stellte – er kannte Nazareth und war voller Vorurteile. Sicher hatte er seine Erfahrungen und viele gute Gründe für seine Beurteilung dieser Stadt und ihrer Menschen. Für ihn war da wohl sehr viel Negatives, und was sollte von da schon Gutes kommen? Nathanael, ein gebildeter Mann aus einer angesehenen Stadt, kann sich einfach nicht vorstellen, dass jemand aus Nazareth für sein Leben positiv und wichtig sein könnte. Wie klein sind doch wir Menschen, und wie begrenzt ist unsere Sicht!
Was für einen liebevollen Plan hat doch dagegen Gott für alle Menschen. In Bethlehem begann die Geschichte seines Sohnes in einem armseligen Stall. Dann war es die verachtete Stadt Nazareth, die er für seinen Sohn ausgesucht hat. Und zuletzt ist es auch noch die schmachvollste Todesart der Kreuzigung, die Jesus durchleiden muss. Sagt uns das nicht sehr viel über die Einstellung Gottes zu den Menschen?
Wenn Jesus im Palast geboren wäre, und dann auch noch womöglich in Jerusalem, in der Oberklasse der Gesellschaft, eine gute Ausbildung genossen hätte – wäre es da wohl möglich gewesen, dass seine Botschaft wirklich alle Menschen hätte erreichen können?
Niemals wären die einfachen Hirten zu Ihm gekommen, niemals hätten sich Prostituierte getaut, mit Ihrer Not zu Jesus zu kommen. Gottes Botschaft ist aber an alle Menschen gerichtet.
Ja, er wollte deshalb den Zugang zu seinem Sohn nicht kompliziert machen. Jeder sollte sich trauen, mit Jesus zu sprechen – Nazareth passte einfach dazu! Damit war Jesus glaubwürdig für die Menschen. Er kannte die Probleme der einfachen Leute und der verachteten Randgruppen ganz genau. Die Botschaft Gottes ist: Es ist ganz egal wo DU herkommst, und was DU hast! Vor Gott sind alle gleich – hier gibt es keine Vorurteile, keine Randgruppen und keine falsche Herkunft. Gott sieht DICH als Person an, und er kennt DICH, versteht DEINE Probleme und liebt DICH!
Sagt uns das heute etwas? Verstehen wir das heute noch? Ja ist das auch heute noch unsere Botschaft, die wir als Christen an alle Menschen weitergeben?
Eigentlich ist es eine Warnung, die wir in unserem Denken und vielleicht auch Urteilen über Menschen aus vermeintlichen Randgruppen der Gesellschaft immer im Kopf behalten sollten. Lerne es, die Menschen mehr mit der Liebe Gottes zu betrachten. Niemand ist allein dadurch wertvoll, dass er ein hohes Einkommen hat, oder aus einer angesehenen Familie stammt, ein schönes, großes Haus oder Auto besitzt. Für Gott ist unser ganzer Reichtum einfach nichts wert und unsere gesellschaftliche Stellung nicht von Bedeutung! Er zeigt uns ganz klar seine Werteinstufung auf, wenn er in Matthäus 16,26 die Frage stellt: Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewänne, aber seine Seele einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele?
Nur wir Menschen stehen so leicht in der Gefahr, uns von Äußerlichkeiten beeindrucken zu lassen!
Sein Sohn war auch in Nazareth der Sohn des Lebendigen Gottes. Das gilt auch heute noch: Jeder Mensch ist wertvoll und geliebt von Gott, weil er MENSCH ist und eine lebendige Seele hat. Dafür ist Jesus gekommen und gestorben.
Und uns gilt heute die gleiche Aufforderung, die Phillipus seinem Freund Nathanael damals zur Antwort gab: Kommt und sieh! Johannes 1,46
S. Krämer